40 Jahre impulse: Ein „gewisser Sinn fürs Praktische“. Und Empathie

Als Gruner+Jahr-Vorstandschef Manfred Fischer im Herbst 1980 vor die Presse trat und den neuen Titel „impulse“ vorstellte, fragten ihn Journalisten nach dem Unterschied zum Wirtschaftsmagazin „Capital“, das im gleichen Verlag erschien. „‘Capital‘ sagt Jung-Managern, wie man eine Gehaltserhöhung erstreitet“, erklärte Fischer. „‘impulse‘ sagt Unternehmern, wie man eine Gehaltserhöhung abwehrt.“ Jahre später kommentierte der Autor und Journalist Wolf Schneider diese Anekdote mit den Worten, man habe Gruner + Jahr schon damals „einen gewissen Sinn für das Praktische“ nicht absprechen können.

Es ist genau dieser Sinn für das Praktische, der maßgeblich dazu beigetragen  hat, dass impulse nicht – wie so viele andere Wirtschaftstitel – eingestellt wurde, sondern an diesem Wochenende 40 Jahre alt wird.

Ein „Sinn fürs Praktische“ – es gibt nur wenige Journalisten, die sich auf „Nutzwert“ spezialisiert haben. Viele träumen nach wie vor davon, seitenlange Reportagen zu schreiben und damit ihrer eigenen Leidenschaft zu folgen. Verwerflich ist das nicht, im Gegenteil. Nur gelingt es leider immer seltener, damit genügend Leser an sich zu binden, die für diese Leistung auch zu zahlen bereit sind. In einer Zeit, in der wir von Informationen regelrecht überflutet werden, stechen verlässliche Recherchen heraus, die sich tatsächlich anwenden lassen, also einen spürbaren Effekt auf den Alltag haben. Der Publizist Johannes Gross, der das Magazin bis in die 1990er-Jahre als Herausgeber prägte, beschrieb impulse 1980 als „ein neuartiges Fakten-Magazin für alle, die in der mittelständischen Wirtschaft Entscheidungen zu treffen haben und dabei nicht auf Stabsabteilungen zurückgreifen können.“

Kluger verlegerischer Schachzug

Für Gruner+Jahr war der impulse-Launch ein kluger verlegerischer Schachzug. Während sich das Gros der Wirtschaftstitel – wie auch heute noch – an Angestellte richtete, gab es mit impulse erstmals ein Magazin, das die Perspektive der Chefs und der – äußerst seltenen – Chefinnen einnahm: eine Marktlücke. Geschrieben wurde nicht über die Wirtschaft, sondern „für die Wirtschaft“. Bereits nach wenigen Jahren erreichte impulse eine Auflage von 100.000 Exemplaren. Dem Abwärtstrend, der in den folgenden Jahrzehnten fast sämtliche Zeitungen und Magazine erfasste, konnte sich der Titel dennoch nicht entziehen: Jahr für Jahr sanken die Auflagen.

Warum aber hat impulse überlebt? Der „Sinn fürs Praktische“ wurde sicherlich noch einmal geschärft, als ich 2013 impulse im Zuge eines Management-Buy-outs übernahm, einen eigenen Verlag gründete und von der Rolle des Chefredakteurs in die des geschäftsführenden Gesellschafters wechselte. Mit einem Mal war das, worüber wir schrieben, nicht nur für tausende Unternehmer relevant, sondern auch für mich selbst – und mein Team. Das änderte unsere Perspektive und unterstrich noch einmal den Anspruch, journalistisch so zu arbeiten, dass sich die Recherchen auch tatsächlich anwenden ließen.

Professionelle Distanz halten?

Und dennoch hätte dieser „Sinn fürs Praktische“ angesichts der Vielzahl an kostenlosen Informationen im Internet nicht fürs Überleben ausgereicht. Es bedurfte einer weiteren Zutat: Empathie. Auch sie ist unter Journalisten keineswegs selbstverständlich, im Gegenteil: Eine ganze Generation von Journalisten fühlte sich in ihrer Arbeit zu Distanz verpflichtet – gemäß dem berühmten Satz des Fernsehjournalisten Hanns-Joachim Friedrichs aus dem Jahr 1995: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört.“ So ehrenwert solch eine Haltung auch sein mag – sie birgt die Gefahr, sich selbst etwas vorzumachen, als sei es möglich, sich seiner Subjektivität zu entledigen. Gerade weil dies nicht geht, ist es so wichtig, das journalistische Handwerkszeug zu beherrschen, also bei Recherchen in die Tiefe zu gehen, unterschiedliche Quellen heranzuziehen und etwaige Interessenskonflikte offenzulegen.

Für impulse auf jeden Fall ist Empathie äußerst wichtig: Wir feiern es als Erfolg, wenn unsere Recherchen und anderen Angebote dazu beitragen, dass Unternehmer sich erfolgreich weiterentwickeln. Solange uns dies gelingt, mache ich mir um die Marke keine Sorgen.

Wenn Sie am Samstagabend von 19-21 Uhr bei unserer digitalen Feier dabei sein wollen, können Sie sich hier noch kostenlos anmelden: www.impulse.de/40-jahre. Das Gästebuch ist bereits live: https://www.impulse.de/in-eigener-sache/gaestebuch/7494626.html

Veröffentlicht in MBO

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