Irgendwie mögen es die Deutschen ja nicht so sehr, über Krisen zu reden. Bei uns ist das anders – zumindest bei unserer Management-Konferenz, die wir seit acht Jahren in Berlin abhalten und zu deren Abschluss wir die „Turnarounder des Jahres“ ehren (hier die Links zu den Preisträgerporträts: http://www.impulse.de/management/turnarounderin-silvia-resch%C2%ADke-die-wollten-uns-sofort-dichtmachen und http://www.impulse.de/unternehmen/strickmaschinenhersteller-mayer-und-cie-im-balanceakt-zum-turnaround). Vielleicht gibt es für Manager ja nichts Herausforderndes, als erfolgreich durch eine Krise zu kommen – so wie bei Pfleiderer, Solarwatt oder Leiser, den Fallstudien, die wir in Berlin vorstellten. Pfleiderer-CEO Michael Wolff schilderte, wie er den Turnaround schaffte, wie es gelang, die Verschuldung von 1,4 Mrd. Euro auf 400 Mio. Euro herunterzuschrauben – und wie sein erster Finanzierungsplan durch Klagen gestoppt wurde. Als er erzählte, wie er sich mitten in der Krise mit den Führungskräften ein Wochenende lang zurückzog, eine gemeinsame Vision entwarf und daraus eine Strategie ableitete, fühlte ich mich für einen Moment in den Workshop von Ari Weinzweig in Ann Arbor in den USA (http://www.impulse.de/management/us-firmenkultur-die-kunst-visionen-zu-entwickeln) zurückversetzt, wo ich noch vor wenigen Tagen war. Auch Solarwatt-Chef Detlef Neuhaus hatte sich in der Krise auf die Grundfragen zurückgezogen: „Wer sind wir eigentlich?“ Und: „Wofür stehen wir?“ Und Steffen Liebich, Geschäftsführer von Leiser, ein erfahrener Restruktuierer, sagte: „Sie müssen die Kultur im Unternehmen verändern!“
Als Festredner hatte ich Stefan Messer (Foto) eingeladen, dem es nach jahrelangem Kampf gelungen war, die Firma seiner Familie, Messer (Griesheim), gegen immense Widerstände, auch von der eigenen Schwester, aus einem Konzern wieder in Familienhand zu überführen. Wie er, „der Unterschätzte“ (ein hervorragendes Porträt finden Sie hier: http://www.impulse.de/diverses/der-unterschatzte), dies einfädelte, sich dabei zeitweise mit Finanzinvestoren zusammentat und sein gesamtes Deutschland-, Großbritannien- und Amerikageschäft verkaufte, um Geld für den Rest der Firma zu haben, wie er dann nach einigen Jahren mit der Marke Messer auf den deutschen Markt zurückkehrte, ist wohl ohne Beispiel in der jüngeren deutschen Wirtschaftsgeschichte. Ich kenne niemanden, der so kompromisslos und radikal für sein Ziel gekämpft hat. Vielleicht hätten wir ihn ja als – radikales – Beispiel in unsere nächste Titelgeschichte aufnehmen sollen. Zu spät, die Geschichte ist bereits gestern belichtet worden (erscheint nächste Woche). Der Titel: „Wie weit würden Sie für Ihre Firma gehen?“