Nein, ich kann Sie beruhigen, wir verdienen unser Geld mit legalen Mitteln. Manchmal bläst einem aber der Wind ins Gesicht, bei minus zehn Grad Celsius, so wie heute im eiskalten Hamburg. Auf der Elbe schwappten kleine Eisschollen, die Sonne schaute teilnahmslos zu, und ich raffte mich auf, Luft zu schnappen.
Ein klarer Kopf kann ja nicht schaden, wenn man einen äußerst wichtigen Text schreibt, wahrscheinlich den wichtigsten, den ich je geschrieben habe: „impulse 2020“, steht drüber – und er beschreibt, wo wir in sechs, sieben Jahren stehen, welche impulse-Geschäftsfelder es dann geben wird, wie viele Mitarbeiter wir beschäftigen, wie viel wir 2020 umsetzen, wie viel wir verdienen. Vor allem aber geht es um unsere Werte, um das, was uns wichtig ist, wofür wir stehen – und wohin wir zielen. Der Zukunftstext, an dem ich gerade feile, soll ambitioniert und inspirierend sein, zugleich aber auch machbar, also keine Fantasterei: eine Gratwanderung.
Genaugenommen ist es nicht allein mein Text, ich habe daran zusammen mit der stellvertretenden Chefredakteurin Antonia Götsch und Verlagsleiter Ole Jendis gearbeitet – und den Text am Wochenende noch einmal ergänzt, umgestellt, überarbeitet. Ich bin gespannt, wie das gesamte impulse-Team am Montag reagiert, wenn ich den Entwurf erstmals vorstelle. Mal sehen, welche Ergänzungen es gibt, welche Veränderungsvorschläge, Kritik – oder auch Lob. Abwarten.
Jeder Einzelne weiß seit Freitag immerhin, was sich konkret hinter dem Begriff „Visioning“ verbirgt (der im Deutschen, spätestens seit Helmut Schmidt, ja eher nach Krankheit klingt: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“). Wir haben zusammen einen Workshop gemacht, und jeder hat, um die Technik auszuprobieren, ein persönliches Erfolgsbild geschrieben. Jetzt geht es am Montag um das Gesamtunternehmen. Wir versuchen zu formulieren, wie wir uns einen Erfolg in der Zukunft vorstellen, um dann daraus konkrete Schritte abzuleiten. Jeder Einzelne weiß dann, worauf er sich einstellen kann – und was seine Aufgabe ist.
Verrückt? Überhaupt nicht (es sei denn, Sie sind Fatalist und glauben nicht daran, dass die Zukunft auch von Ihren eigenen Entscheidungen geprägt wird). Leider gibt es viel zu viele Unternehmen, die es versäumen, sich darüber klar zu werden, wohin sie zielen – mit der Folge, dass keiner so richtig weiß, wohin die Reise geht, weder die Mitarbeiter noch die Führungskräfte. Oft weiß dies leider nicht einmal der Chef so recht. Nur: Wie will man ein Team für eine gemeinsame Aufgabe begeistern, wenn gar nicht klar ist, was das Ganze eigentlich soll?
Der US-Unternehmer Ari Weinzweig, der seit vielen Jahren andere Unternehmer trainiert, vergleicht die „Visioning“-Technik oft mit dem Vorgehen beim Bau: „Entwirf erst ein Haus – dann fange an, die Wände zu bauen, nicht umgekehrt.“ (siehe http://www.impulse.de/management/us-firmenkultur-die-kunst-visionen-zu-entwickeln) Und er bemüht das berühmte Bild vom Mailänder Dom: „Es macht einen großen Unterschied, ob man nur Steine aufeinanderschichtet – oder an einer Kathedrale baut.“
Ich habe Ari Weinzweig im Sommer 2013 erstmals persönlich getroffen, machte dann zusammen mit der Unternehmergruppe, mit der ich im Oktober nach Chicago und Ann Arbor fuhr (siehe http://www.impulse.de/unternehmerreisen), einen ersten kurzen Visioning-Workshop. Welche positive Wirkung diese eigentlich simple Technik haben kann, ist tatsächlich erstaunlich. Seitdem ist klar: Es wäre absurd, die Chance, die sich im Visioning verbirgt, nur anderen Unternehmern zu überlassen. Also nutzen wir sie selbst – und exerzieren das vor, was wir unseren Lesern empfehlen! Wenn Sie also wissen wollen, wie es uns im Jahr 2020 geht – schon bald werden Sie es wissen…
Grossartig und sehr mutig! Ich bin auf das Ergebnis gespannt. Das nenne uch „Walking the talk“!