Ich weiß nicht, was die FAZ-Kollegen von ihren Lesern denken. Auf jeden Fall ist es erstaunlich, dass sie ohne Begründung, dazu noch in kleinerer Schrift, ihren Lesern Ende letzter Woche eine Preiserhöhung leise mitteilten („verkünden“ wäre ein zu großes Wort), während sie nur wenige Tage zuvor wort- und phrasenreich bekannt gaben, dass sie in den nächsten Jahren 200 Mitarbeiter entlassen werden:
„Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) schafft durch eine umfassende Restrukturierung die Voraussetzungen für langfristige Wirtschaftlichkeit“
war die Pressemitteilung überschrieben (siehe http://verlag.faz.net/unternehmen/presse/pressemitteilungen/frankfurter-allgemeine-zeitung-f-a-z-schafft-durch-eine-umfassende-restrukturierung-die-voraussetzungen-fuer-langfristige-wirtschaftlichkeit-13156139.html). Unter anderem hieß es dort:
„Im Zuge der notwendigen Restrukturierung festigen wir jetzt das solide Fundament für den beispielhaften, unabhängigen Journalismus der F.A.Z.“
Keine Ahnung, ob den Lesern die Sparmaßnahmen auch im Blatt mitgeteilt wurden? Mir ist zumindest nichts aufgefallen. Gar nicht klug auf jeden Fall ist es, die Preiserhöhung nur still und leise zu erwähnen, statt sie mit den Millionendefiziten zu begründen. Eigentlich hat die FAZ doch kluge Leser, die auch eine einfach Wahrheit verstehen: nämlich dass die Leser selbst einen – höheren – Beitrag leisten müssen, wenn sie auch künftig noch eine Tageszeitung wie die FAZ lesen wollen.
Erstaunlich ist auch, dass die Redaktion heute – auf der Medienseite – ihren Lesern berichtet, 44,6 Millionen „Bundesbürger“ würden „pro Tag mindestens eine gedruckte Tageszeitung“ lesen. Das könnte man auch als trotzige Nachricht in eigener Sache lesen, nämlich: „Wir haben weiterhin eine Bedeutung.“ Seltsam nur, dass diese Nachricht bereits zwei Monate alt ist, sie wurde am 23. Juli veröffentlicht (http://www.agma-mmc.de/presse/pressemitteilungen/details/artikel/ma-2014-tageszeitungen-veroeffentlicht.html). Ein bisschen alt für eine Tageszeitung.
Keine Ahnung, wie es dazu gekommen ist. Egal. Wichtiger ist, dass mit solch einer Kommunikation schon wieder eine Chance vertan wurde – für die gesamte Branche. Wer möchte, dass Qualitätsjournalismus auch künftig finanzierbar bleibt, sollte selbstbewusster auftreten, offen über Zahlen reden – und sich auch einmal selbst in Frage stellen: Ist das, was wir bieten, tatsächlich noch gut genug, damit Leser – angesichts unendlich vieler Kanäle – dafür Geld zahlen?
Ein Kommentar zu „(Nicht ganz so) Kluge Köpfe #zeitungssterben“