Was Chefs ausmacht – aus der Sicht von Kindern

Es dauerte eine Weile, bis die Schüler – sechs Mädchen und ein Junge – auftauten. Anfangs gaben sie sich schüchtern, wagten kaum, etwas zu sagen. Zugegeben, was soll man auch sagen, wenn der Verleger einen fragt, was man sich denn eigentlich unter einem Verlag vorstellt – und dann auf Johannes Gutenberg, Rotationsmaschinen und WhatsApp zu sprechen kommt.

Die vornehme Zurückhaltung legte sich aber, als die Schüler selbst Texte schrieben, als sie miterlebten, wie Grafikseiten gebaut wurden, und selbst Hand anlegten und impulse-Buttons mit der Aufschrift „Mach es!“ druckten. „Der Tag hat mich ganz schön müde gemacht“, sagte eine Schülerin, als sie sich verabschiedete. „Ich hätte nicht gedacht, dass hier so viel Arbeit anfällt.“ Eine andere wunderte sich, dass „alles durchgeplant“ sei. Und eine dritte wartete mit einer schönen Verlagsdefinition auf:  „In einem Verlag kommen viele unterschiedliche Leute mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammen, um ein Magazin zu erstellen – und sie wissen sehr genau, dass es dabei auf Kleinigkeiten ankommt.“

Spannend war es zu erleben, welches Unternehmerbild die Schülerinnen hatten – auch wenn dies natürlich nur ein zufälliger Ausschnitt ist. Unternehmen in Deutschland, schätzten sie, hätten im Durchschnitt sicherlich 500 Mitarbeiter. Oder 1000. Oder 5000. Dass es im Durchschnitt nur sieben sind, konnte sie kaum glauben. Offenbar denken die meisten weiterhin an Konzerne, nicht aber an all die Einzelkämpfer, kleinen Firmen und Mittelständler, die die deutsche Wirtschaft ausmachen. Unternehmertum, so der Eindruck, ist weit weg, wenn man täglich mit der Schule kämpft.

Umso überraschter waren die Redaktionskollegen über die Differenziertheit des Unternehmerbildes, das die Schüler formulierten: „Ein guter Chef“, schrieben sie, „hält das Wohlergehen des ganzen Unternehmens im Auge, trotzdem muss es sich darum kümmern, dass es jedem Mitarbeiter gut geht, so dass ein angenehmes Arbeitsklima entsteht.“ Unternehmen müssten ständig „Risiken im Geschäft eingehen, um genügend Umsatz zu machen. Auch sollte er offen für neue Ideen von Seiten seiner Mitarbeiter sein und eigene Fehler zugeben können.“

Für ein Mädchen stand am Ende des Tages fest: „Es hat Spaß gemacht. Aber Chefin möchte ich auf gar keinen Fall werden.“ Ein anderes Mädchen widersprach:  „Ich fände es cool, einmal Chef zu sein und dann auch Verantwortung zu übernehmen. Das gehört einfach dazu.“

Fazit: Es gibt Hoffnung.

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