Was ist fair? Und praktikabel? Über den Umgang mit Freien

Auf den ersten Blick ist es nur Papier, sehr viel Papier, das ich heute unterschrieben habe (erstaunlich, was so ein Handgelenk alles kann). Lauter AGBs für unsere freien Autoren, Fotografen und Illustratoren. In den nächsten Tagen müssten die Rahmenvereinbarungen in den Briefkästen landen, mal sehen, wie schnell die Post ist.

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Tatsächlich ist dieser schmucklose Stapel das Ergebnis eines dreimonatigen Diskussionsprozesses, im Team, mit einzelnen Freien, mit Juristen, mit Freien-Verbänden…: Was, hatte ich im März in diesem Blog gefragt, ist eigentlich fair? Wie sollten Freie honoriert werden? (https://impulsemagazin.wordpress.com/2013/03/22/was-ist-fair/).

Wenn man sich anschaut, was in den letzten Jahren passiert ist, wie sich Freie, Verbände und Verlage zum Teil vor Gericht über AGBs gestritten haben, wie gefeilscht und polemisiert wurde, dann wundert man sich schon. Als könnten Verlage es sich leisten, auf Freie zu verzichten – was natürlich nicht der Fall ist. Auch wenn es aus Verlagssicht verführerisch sein mag, um jeden Euro zu feilschen, eine gute Zusammenarbeit lässt sich darauf nicht gründen. Denn selbstverständlich hat Qualität im Journalismus auch etwas mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen zu tun.

Auch wenn wir als junger Verlag sicherlich keine Spitzenhonorare zahlen können, so bieten wir doch (so hoffe ich zumindest) faire Konditionen an. Dabei geht es nicht nur um die Höhe der Honorare, sondern auch um die Frage, wie man miteinander umgeht. In unserer Präambel heißt es:

Qualitätsjournalismus lebt von einem fairen Miteinander zwischen Verlagen auf der einen Seite und Autoren, Fotografen und Illustratoren auf der anderen Seite. Beide sind aufeinander angewiesen, entsprechend wichtig ist es, dass das Zusammenspiel gut funktioniert. Ein faires Miteinander betrifft nicht nur eine angemessene Vergütung und ein gemeinsames Verständnis dessen, was unter Qualität zu verstehen und was mit welchen Ressourcen zu leisten ist. Ebenso betrifft dies klare Regeln im Umgang miteinander: von der Auftragsvergabe und der Kommunikation bis hin zu den Modalitäten der Bezahlung. Diese Rahmenvereinbarung versucht, diese Aspekte umfassend zu regeln, zugleich aber einen wichtigen Punkt nicht aus dem Auge zu verlieren: die Praktikabilität. Ziel ist es, Regeln der Zusammenarbeit festzulegen, die – im beiderseitigen Interesse – fair und praktikabel zugleich sind.

Konkret verpflichten wir uns in der AGB dazu, künftig Texte in einer bestimmten Frist abzunehmen, volles Ausfallhonorar zu zahlen, wenn ein Text aufgrund von internen Planungsfehlern nicht erscheint, und das Honorar spätestens vier Wochen nach der Abnahme zu überweisen – nicht erst nach der Veröffentlichung. Auch erhalten die Freien künftig vor dem Druck ein PDF zugeschickt – damit sie letzte Änderungswünsche durchgeben können und wir zugleich sicher gehen, dass wir bei der Redigatur keine Fehler gemacht haben. Geregelt haben wir jetzt auch, wie viel Geld Freie bekommen, wenn es uns gelingt (was wir hoffen), für Qualitätsjournalismus künftig neue Vertriebskanäle außerhalb des Magazins zu finden – was für alle eine gute Nachricht wäre. Für die Verlage und die Freien.

Veröffentlicht in MBO

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