Was Neues? Nein. „Die hat ja eine Deutschlandkette an“, sagte mein neunjähriger Sohn noch, bevor ich ihn ins Bett schickte. „Stimmt. Ich sag Dir morgen, wie es ausgegangen ist.“ „Wer gewinnt denn? Worum geht es eigentlich?“, wollte er noch wissen, als er sich vom Fernseher losriss. „Um die besseren Argumente“, sagte ich. „Um Ideen, wie man Deutschland besser regieren kann.“ Ein fragender Blick. Ab ins Bett.
Was soll ich also jetzt berichten, nach 90 Minuten „TV-Duell“? Kein Kampf, kein Duell, keine Lanzen und Pferde, wie jemand twitterte, kein Schlagabtausch – vor allem : keine Ideen, kaum Argumente. Stattdessen (unterstützt von vier Moderatoren, die alles dafür taten, den Abend in eine Doppel-Pressekonferenz zu verwandeln) lauter Phrasen, einstudierte Angriffe, wenige Überraschungsmomente, abgesehen von Steinbrücks vermeintlichem Lapsus, er werde künftig Beamten-Pensionen beschneiden. Und am Ende Merkels Satz: „Und jetzt wünsch ich Ihnen noch einen schönen Abend!“ Als habe die Kanzlerin Gefallen an einer neuen Rolle gefunden, der der TV-Ansagerin.
Vielleicht zeigt das angebliche Highlight des Wahlkampfs 2013 ja, was hierzulande inzwischen absurde Züge annimmt: der absolute Willen, es nur ja jedem recht zu machen. In der Politik, wie im Fernsehen: Vier Moderatoren zugleich, Kloeppel-Illner-Raab-Will, übertragen auf gefühlt 20 Kanälen, arbeiten Fragen ab, die Politiker genau so beantworten, wie sie dies zuvor einstudiert haben: Nur ja kein falsches Wort! Jeder erhält die gleichen Redeanteile, kontrolliert durch einen absurden Sekundenzähler – besser kann man nicht demonstrieren, dass es längst nicht mehr um Inhalte geht. Sondern um Regeln. Formen. Konformitäten. Deutschland, Land der Erbsenzähler. Kein Wunder, dass so wenige Unternehmer Lust auf Politik haben.
Chris T. Pfaff (@chris_t_pfaff) hat es auf Twitter so auf den Punkt gebracht: „hmm. wer hat das #tvduell gewonnen… #raabplus #steinbrückminus #merkelminus“
Das ist die mit Abstand beste und leider wahre Analyse dieser Veranstaltung. Vielen Dank!