Wir stehen ganz am Anfang – heute genauso wie vor einem Jahr. Und doch ist alles ganz anders: andere Themen, andere Perspektiven, andere Chancen. Ein Blick auf den 9. Januar 2013 und den 9. Januar 2014:
7.18 Uhr: Kaum beginnt der Tag, schon gibt es ein (Spam-)Angebot: „Lieber Freund. Bitte öffnen SIE sterben angehängte Datei und zurück zu mir. Danke, Dr Chris Smith.“ Es ist der Tag, an dem mittags der MBO-Vertrag unterschrieben und notariell beurkundet werden soll – mehrmals ist der Termin zuvor verschoben worden. 8.30: Termin mit meiner Frau beim Notar. Brauchen wir einen Ehevertrag? Müssen wir uns irgendwie absichern? 9.14: Mail von Ole Jendis (jetzt impulse-Verlagsleiter) an die Kanzlei, die uns begleitet – mit Anmerkungen zum ersten Entwurf des Vertrags der G+J-Vermarkter, die mit uns als Mandanten ins Geschäft kommen will. 9.22: Ein Angebot eines Steuerbüros geht ein, für die künftige Buchhaltung. 10.31: Die Chefin vom Dienst mailt mir, ob ein CvD-Kollege, der nicht zum impulse-Team gehört, künftig frei für uns arbeiten kann oder ob das rechtlich problematisch sei. 10.31: Der G+J-Pressespiegel erreicht mich: „depri-Stern schlägt Merkel-Spiegel.“ 10.43: Unsere Digital-Vermarkter wollen wissen, ob wir ein Spezial zum Thema Flottenmanagement planen, Rückmeldung bitte bis 13 Uhr. 11.09: Mail von Ole Jendis zum Stand der Verhandlungen mit den Druckereien: Konditionen. Timing 11.28: Mailverkehr mit einer Kollegin: Was ist eigentlich mit dem künftigen Webshop? 11.50: Eine Redakteurin schickt einen Themenvorschlag für unser Spezial „Business Mode“ 12.15: Ein Unternehmer mailt, es sei schade, dass im aktuellen impulse-Heft ein bestimmter Firmenname nicht erwähnt worden sei. 15.00 Uhr: Endlich geht es los, der MBO-Vertrag soll unterschrieben werden, im Büro des G+J-Justiziars. Für 18 Uhr ist ein Hintergrundgespräch mit Journalisten geplant, um 20 Uhr soll bei mir zu Hause eine Party steigen. „Wenn wir heute nur lesen“, sagt Notar Bräutigam, der für die Beurkundung des Kaufvertrags zu G+J geeilt ist, „müssten wir um 17 Uhr durch sein, es sei denn die Parteien wollen noch einmal verhandeln.“ Wollen sie. 15.25: Unter dem Tisch eine kurze Mail-Abstimmung mit meiner Assistentin über die Pressemitteilung, die abends rausgehen soll („Willst du tatsächlich der Öffentlichkeit erzählen, wann genau wir umziehen, was nach der Kapitalerhöhung passiert usw.?“) 16.17: Abstimmung von Zitaten mit einer SZ-Redakteurin, die ein Porträt von mir vorbereitet hat, das am nächsten Tag erscheinen soll. 19.05: Wir verhandeln weiter, sind noch längst nicht durch. Ich verlasse kurz die Verhandlung, um mit den Journalisten, die seit mehr als einer Stunde auf Statements warten, zu reden. 19.15: Weiter verhandeln. 21.45: Geschafft! Die ersten Unterschriften werden unter die zahllosen Anlagen gesetzt. 21.50: Dirk Möhrle, der als Gesellschafter einsteigen soll, sowie meine beiden Assistentinnen sind inzwischen auch im Büro des Justiziars eingetroffen. 22.08: Ich unterschreibe. 22.20: Der Justiziar öffnet eine Champagner-Flasche und hat Sushi bestellt. Wir stoßen an. 23.30 Uhr: Nach Hause. Party.
Ein Jahr später, 9. Januar 2014:
9.10 Dankemail eines Professors, der mich gebeten hatte, eine Keynote zu übernehmen. 9.42: Unser tägliches Verlagstreffen: Was steht an? Wo gibt es Engpässe? 10.00: Diskussion über die Auflage, wie gehen wir mit Bordauflage und Sonderverkäufen um? 10.30: Gespräch mit dem Verlagsleiter: Sollen wir künftig tatsächlich einen Azubi ausbilden. Oder gar zwei? 11.00: Treffen mit drei Kollegen – welche Möbel brauchen wir für das Kinderzimmer, das wir im Februar bei uns einrichten? 11.52: Abnahme des neuen Briefpapiers – reicht die SEPA-Verbindung oder drucken wir auch noch die alten Kontodaten? 11.43: Mail unserer Kanzlei zum Thema Markenpflege. 11.53: Ein Unternehmer wünscht uns per Mail einen fulminanten Start ins neue Jahr: „Gratulation auch zu dem im letzten Jahr geschafften Start. Habe ihren Beitrag ‚Sei kein Vielleicht‘ sehr interessant gefunden. Volle Märkte gibt es nur in leeren Köpfen. Wer Qualität abliefert und positiv anders ist, der muss sich nicht nur über den Preis einen Markt erkaufen. Nur weiter so!!!!“ 11.55: Gespräch mit der Art Directorin. Thema: Gestaltung eines Chicago-Flyers. Und: Sollen wir einen Mediengestalter ausbilden? 12.05: Digital-Jourfix: Neue Ressortsstruktur auf der Website, mit „IT + Technik“ sowie „Auto“. 12.27: Mail meiner Assistentin mit Möbelvorschlägen für das Kinderzimmer. 12.30: Ein Kollege schickt mir die Absage eines Unternehmers zu unserer Party weiter: „Glauben Sie mir, ich bin wirklich außerordentlich traurig nicht kommen zu können, bieten Sie doch eine hochinteressante Plattform des miteinander Redens und Kennenlernens. Hiermit möchte ich natürlich die Gelegenheit nutzen, Ihrem gesamten Team meinen Respekt zu zollen, den Schritt in die Selbständigkeit gegangen zu sein und bin auch weiterhin ein treuer Leser Ihres Magazins.“ 13.35: Schnell zum Visioning-Workshop mit der stv. Chefredakteurin und dem Verlagsleiter. Der Unternehmer und Coach Stephan Kowalski, der uns begleitet, wartet schon. Wo soll impulse in ein paar Jahren stehen? 18.29: Ein Ex-Kollege fragt per Mail an, ob wir einen Job für ihn haben. 19.05: Wir sind mit Teil 1 des Workshops durch. Öffnen eine Flasche Sekt aufs Jubiläum. 1 Jahr nach dem MBO. 21.30: Die Kinder schlafen. Auf zum Spanier mit meiner Frau. Gemeinsam anstoßen mit Rioja. 22.24: Blick aufs Handy. Eine Mail eines Kollegen erreicht mich: Tausende Kuverts, die wir bestellt haben, lassen sich nicht maschinell verarbeiten. Zu lang. Unser Fehler. „Mein Wunsch wäre daher“, schreibt der Kollege, der seinen Humor nicht verloren hat, „dass wir im nächsten Jahr weder umziehen noch umfirmieren.“