Auf welche Ideen man mit Wein kommt

Es ist immer wieder faszinierend, was für Ideen man erhält, wenn man sich weg von den Metropolen bewegt, zum Beispiel – so wie ich gestern – an einem winzigen Bahnhof namens Hattenheim aussteigt…

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… mitten im hessischen Rheingau. Hunderte Winzer gibt es in der Region, Dutzende allein in Hattenheim, einige sehr erfolgreich.

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Aber nicht jeder kommt auf Ideen wie Christian Ress vom Jahrhunderte alten Weingut Balthasar Ress (http://www.balthasar-ress.de/). Wie kaum ein anderer Winzer hat er es in den vergangenen Jahren verstanden, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – mit dem „nördlichsten Weingut Deutschlands“ auf Sylt zum Beispiel oder auch mit seiner „WineBank“ (http://www.winebank.de/).

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Auf die Idee muss man erst einmal kommen – 2008, im Jahr der Lehmann-Pleite: Über viele Monate hinweg baute er den historischen Gewölbekeller des Gutshauses aus und errichtete dort mehr als 200 mit engen Gitterstäben versehene Weinfächer. Wer solch ein Fach mietet, erhält nicht nur einen Schlüssel für sein Fach, sondern auch eine Chip-Karte, die zu jeder Tag- oder Nachtzeit das Tor zum Keller öffnet: Automatisch geht dann die Beleuchtung an, Musik ertönt, die Treppen führen hinunter in den Gewölbekeller.Und schon hat man einen höchst ungewöhnlichen Platz, um mit Freunden oder Geschäftspartnern anzustoßen.

Wie man es schafft, als Nachfolger in einem Familienunternehmen solche Innovation umzusetzen, war das Thema des impulse-Netzwerktreffens (http://www.impulse.de/ontour), das erstmals in einem historischen Weingut stattfand. Christian Ress (Foto unten, Mitte), der vor ein paar Jahren von seinem Vater das Gut übernommen hat, wurde von den anderen Unternehmern, die selbst aus München, Leipzig oder Paderborn angereist waren, mit Fragen gelöchert. Die Vorstellungsrunde machten wir an einem Kaminfeuer, den Abschluss – mit einer Weinprobe – im Gewölbekeller.

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Christian Ress bezeichnet sich selbst meist gar nicht als Winzer, sondern als „Unternehmer in der Weinbranche“. Er hat ein Import- und Distributionsunternehmen in Oslo aufgebaut, zwei Handelsagenturen gegründet. Und die WineBank läuft so gut, dass er jetzt überlegt, das Konzept auch in anderen Städten zu starten.

Doch auch wer nicht aus der Weinbranche kommt, kann einiges von ihm lernen – vielleicht auch wir selbst. Wie zum Beispiel kann man das Moment der Verknappung einsetzen, so wie Christian Ress es mit den 555 Weinreben gemacht hat, die er auf Sylt verpachtet und im Nu vergriffen waren? Was für ein Pendant gäbe es für die Weinernte, zu der Christian Ress einmal im Jahr seine Kunden auf Sylt einlädt, bei der die Weinliebhaber selbst Hand anlegen dürfen – und das Weingut dabei so viel Umsatz macht wie bei kaum einer anderen Veranstaltung? Wie gelingt es, eine Atmosphäre der Exklusivität zu schaffen, die Leute dazu bringt, jeden Monat zum Teil hunderte Euro auszugeben, nur um an einem spektakulären Ort wie dem historischen Gewölbekeller Wein verkosten zu können – falls sich einmal die Gelegenheit ergibt? Und mit welchen Strategie bringt man solche Aktionen an die Öffentlichkeit?

Die Unternehmer waren auf jeden Fall begeistert. „War jeden Kilometer der Anreise wert“, schrieb heute eine Unternehmerin aus München. Wer Lust hat, bei einem der nächsten Treffen dabei zu sein, hier sind die nächsten Termine:Ab dem 22. März besuche ich für eine Woche herausragende US-Mittelständler in Chicago und Ann Arbor (www.impulse.de/unternehmerreisen). Am 27. März findet das nächste Netzwerktreffen bei Hansgrohe im Schwarzwald statt (siehe http://www.impulse.de/ontour), vom 31. März bis zum 4. April durchschneiden wir in (fast) schnurgerader Linie das gesamte Land, von der östlichsten Stadt, Görlitz. bis zur westlichsten, nach Aachen. In diesen fünf Tagen besuchen wir auf unserer impulse-Deutschlandtour zehn Firmen (http://www.impulse.de/unternehmen/impulse-deutschlandtour-2014). Gestern haben wir publik gemacht, was wir Ende März/Anfang April vorhaben. Inzwischen gibt es bereits die ersten Anmeldungen (Kontakt: ontour@impulse.de; oder direkt über mich: chefredaktion@impulse.de; die Plätze sind begrenzt).

Häufiger werde ich ja gefragt, wer genau unsere Zielgruppe eigentlich sei. Man könnte dann irgendwelche soziographischen Daten aus Marktforschungen nennen, aber den Kern trifft man damit nicht. Wer impulse-Leser beschreiben möchte, muss nicht über Firmengrößen oder Branchen reden. Es geht um eine Einstellung oder Geisteshaltung: um Offenheit für Neues. Es sind Unternehmer, die – wie ich – Lust auf Veränderung haben, die daran glauben, dass es sich lohnt, sich mit anderen auszutauschen, die sich faszinieren lassen von neuen Ideen, kurz: es sind Menschen, die Lust haben auf Impulse.

Und noch etwas ist mir im Rheingau mal wieder klar geworden: Was für ein Privileg es ist, dass ich an all diesen Netzwerktreffen und Reisen teilnehmen kann,wie wertvoll es ist, dass wir diese Impulse sammeln und unseren Lesern weitergeben können – und uns auch selbst davon anstecken lassen.

Veröffentlicht in MBO

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