Irgendwie scheint mein Schreibtisch einige nicht mehr loszulassen. Mehrmals wurde ich in den vergangenen Wochen von ein paar Unternehmern (und auch von Freunden) gefragt, wie es denn eigentlich inzwischen in meinem Büro aussehe – ob der Schreibtisch noch frei sei? Das war ja (die Blog-Leser werden es verfolgt haben) im Sommer mein Ziel gewesen. Ob ich nicht mal ein Foto zeigen könnte?
Na gut, hier ist eins.
Ja, es sieht schlimm aus. Ich hatte mir fest vorgenommen, bis zum Jahresende klar Tisch zu machen. Ich habe es nicht geschafft.
Es gab Phasen in diesem Jahr, als es schon einmal besser aussah, als ich das Gefühl hatte, wieder etwas mehr Ordnung auf meinem Schreibtisch (und darüber hinaus) schaffen zu können. Leider hat dies nicht angehalten. Zu viel stürzte auf mich ein. Zu viel war zu tun. Und zu viel wird auch im nächsten Jahr zu tun sein. Wir sind immer noch dabei, ein ganz neues Unternehmen aufzubauen – in einer Branche, die völlig Kopf steht, auch wenn dies nicht alle Akteure wahrnehmen und aussprechen mögen.
Wenn mir Ende 2012, als ich den MBO-Vertrag verhandelte, jemand gesagt hätte, dass ich nach zwei Jahren immer noch dabei sein würde, ein Unternehmen quasi neu zu erfinden, hätte ich dies wohl kaum geglaubt. Ich erinnere mich noch gut an meine damaligen Gespräche mit Dirk Möhrle, der wenig später bei mir als Gesellschafter einstieg. Er bremste meinen (Über-)Eifer, rief mir in Erinnerung, dass solch ein ambitioniertes Vorhaben Jahre dauern könne und man auch mit Rückschlägen rechnen müsse. Deshalb sei es wichtig, sich gut abzusichern, auch finanziell. Dann schlafe man besser.
Heute weiß ich: Er hatte Recht – in jeder Beziehung. In welch desaströsem Zustand sich die Branche befindet (fehlende Kundenorientierung, erodierende Geschäftsmodelle etc.), was für ein Kraftakt es also sein werde, in diesem Umfeld einen neuen Verlag aufzubauen, habe ich damals unterschätzt.
Während vielen Verlegern in der Krise nichts weiter einfällt, als an den Kosten zu schrauben und auf ein Wunder zu hoffen, investieren wir weiter in gute Köpfe, vor allem für die Kundenbetreuung und den Vertrieb, sparen nicht an guten Inhalten und nehmen kurzfristig Verluste in Kauf. Unsere endgültigen Geschäftszahlen werden erst im Frühjahr mit dem Jahresabschluss vorliegen, aber schon jetzt ist klar, dass wir im Minus landen werden. Das ist enttäuschend – zumal unsere Mitarbeiterbeteiligung ja auch bedeutet, dass ein Teil der Verluste auf das Team umgelegt wird. „Von unserem Kurs wird uns dies nicht abbringen“, schreibe ich im aktuellen Heft in meinem Jahresrückblick („impulse intern“). „Jetzt zahlt sich aus, dass wir, auch finanziell, völlig unabhängig agieren können und auf das setzen, was den Erfolg eines Unternehmens im Kern ausmacht: hohe Qualität, eine gute Kundenbeziehung und ein fantastisches, engagiertes Team.“
So widrig die Rahmenbedingungen auch sein mögen und so chaotisch mein Schreibtisch erscheinen mag – wir sind auf dem Weg! „Alles, was wir tun“, schreibe ich im aktuellen Heft, „dient nicht dazu, kurzfristige Profite zu erzielen, sondern ein nachhaltig erfolgreiches Geschäftsmodell aufzubauen.“
Also: Weiter geht’s! (und natürlich erstmal Weihnachten feiern…)