Wie – hatte ich gefragt – beteiligt man Mitarbeiter am Gewinn? (siehe https://impulsemagazin.wordpress.com/2014/01/08/wie-beteiligt-man-mitarbeiter-am-gewinn/) Es sind Dutzende, zum Teil schwierige Fragen, die sich stellen, wenn man solch eine Gewinnbeteiligung konkret umzusetzen versucht. Wir haben das jetzt getan, alles ist vorbereitet: In mehreren Runden haben wir im Team das Modell diskutiert, die Kanzlei hat die Verträge (Mitarbeiter-GbR, stille Gesellschaft) fertig gemacht, jetzt gibt es für jeden Mitarbeiter eine ganze Mappe mit Material. Und bis Ende März kann sich jeder überlegen, ob er mitmacht – und wenn ja, wie viel Kapital er einlegt.
Das Grundmodell ist einfach: Ein Achtel des Gewinns wird Jahr für Jahr an die Mitarbeiter-GbR ausgeschüttet; wer Gesellschafter dieser GbR werden möchte und damit einen Teil des Gewinns (zusätzlich zum Gehalt) erhält, muss vorher Kapital einlegen, das dann Jahr für Jahr verzinst und ausgeschüttet wird. Jedem ist freigestellt, wie viel er oder sie einlegt, allerdings gibt es eine festgelegte maximale Summe, die für alle gleich ist – unabhängig von der Position in der Firma. Zudem kann man jedes Jahr neu entscheiden, ob man die Summe erhöht oder reduziert. Wenn wir – was wir hoffen – irgendwann gute Gewinne schreiben, wird entsprechend viel ausgeschüttet; wenn die Gewinne kleiner ausfallen, wird entsprechend wenig ausgeschüttet – und die Kapitalbasis der Firma auch nicht angegriffen. Sollten wir, was wir nicht erwarten, in einem Jahr einmal einen Verlust schreiben, wird dieser auch von der Mitarbeiter-GbR mitgetragen – allerdings nur mit einem Zehntel der Quote, die sonst bei einem Gewinn in gleicher Höhe angesetzt würde.
Da es sich nicht um eine Kapitalbeteiligung handelt, besteht für die Gesellschafter, also für Dirk Möhrle und mich, weiterhin absolute Flexibilität. Es ist auf diese Weise möglich, dass die Mitarbeiter auch dann eine maximale Ausschüttung erhalten, wenn wir als Gesellschafter (was ja in vielen mittelständischen Unternehmen passiert) entscheiden sollten, den gesamten übrigen Gewinn im Unternehmen zu lassen. Das wäre bei einer Kapitalbeteiligung schwierig – da in der einer GmbH in der Regel gleichmäßig ausgeschüttet werden muss.
Festgelegt haben wir zudem, dass nur diejenigen teilnahmeberechtigt sind, die mindestens sechs Monate festangestellt sind – und nicht mehr in Ausbildung sind oder als Aushilfen arbeiten. Ebenfalls steht jetzt fest, dass nicht nur diejenigen von dem Modell profitieren, die vor einem Jahr beim MBO dabei waren, sondern auch die, die danach dazugestoßen sind. Es wäre fatal gewesen, wie zum Beispiel beim „Spiegel“ eine Zweiklassengesellschaft zu schaffen.
Der – wie ich finde – entscheidende Punkt des gesamten Modells, der auch im Team diskutiert wurde, ist aber die Entscheidung, nicht Einzelne, sondern eine Teamleistung zu honorieren. Jeder, davon bin ich überzeugt, kann einen Beitrag dazu leisten, dass wir als Unternehmen erfolgreich sind. Entsprechend soll auch jeder davon profitieren.
Finanzielle Anreize sind wichtig und können sicherlich zum Erfolg beitragen. Man sollte dies aber auch nicht überbewerten. Wie engagiert und kreativ jemand bei der Sache ist, wie gut Mitarbeiter miteinander umgehen etc., hat sehr viel mit der Firmenkultur zu tun – und nicht nur mit Geld. Aber dennoch: Ich bin gespannt, wie viele Mitarbeiter mitmachen. Und vor allem: Wann wir den ersten Gewinn verkünden können!