2 Cappuccinos oder 1 Knirpsmaus: Was ist Qualitätsjournalismus wert?

Vielleicht gibt es ja bald eine neue Referenzwährung für Qualitätsjournalismus: nämlich den Cappuccino. Der Insolvenzverwalter, der gerade die Münchner Abendzeitung zu retten versucht, wirbt für eine Preiserhöhung (von 60 Cent auf 1 Euro), indem er Vergleiche heranzieht, wie er heute im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ ankündigte: Die Kampagne setzte „den neuen Zeitungspreis in Relation zu den Kosten von einem Cappuccino, einer Kinokarte, einer Maß Bier“.

Foto Cappucino SZ

Vielleicht hat er ja vorher mal unsere Website besucht. Dort machen wir seit längerer Zeit darauf aufmerksam, dass ein impulse-Heft „soviel wie drei Cappuccinos“ kostet.

Foto Cappucino webshop

Dabei gibt es noch viele andere schöne Vergleiche, falls Sie sich einmal vor Augen führen möchten, was Ihnen Journalismus (noch) wert ist. Was ich auf der impulse-Website (bislang) nicht geschrieben habe, aber vor ein paar Monaten recherchiert hatte: Für das Geld – 7,50 Euro – kriegt man auch eine mittelgroße Pizza mit Thunfisch und Zwiebeln. Oder zwei Big Macs. Und wer etwas Beständigeres liebt, erhält für diese Summe ein DIN-A2-Poster mit dem Kniefall Willy Brandts 1970 in Warschau. Oder eine afrikanische Knirpsmaus, 4-5 Zentimeter lang, gesellig, dämmerungs-nachtaktiv.

Veröffentlicht in MBO

5 Kommentare zu „2 Cappuccinos oder 1 Knirpsmaus: Was ist Qualitätsjournalismus wert?

  1. Auf EBay gibt es derzeit „23.561 Ergebnisse für €7,50“. Wenn das nicht ein Beweis für den Sinn von Qualitätsjournalismus ist, dann weiss ich nicht was der wäre! Stell‘ Dir mal vor wie lange ich hätte suchen müssen, wenn ich die afrikanische Knirpsmaus zu diesem Preis hätte haben wollen. Impulse machts möglich.

  2. Als jahrzehntelangem Abonnenten von impulse wäre mir so ein wertvolles Heft mehr als 15 € wert, mehr als den Gegenwert von vier Cappuccini, wenn ich keine Beiträge aus der Chefetage zu ertragen hätte, in denen gleichzeitig über Cappucino und Cappuccino geschrieben wird und der Plural dieses Wortes weder nach deutscher noch nach italienischer Form gebildet wird.

    Ich bin kein Erbsenzähler, sondern wünsche mir, dass jemand, der etwas Wunderbares baut, ohne Weiteres die Qualität des Baustoffes beachtet.

    Beste Grüße:
    Armin Sàlat

    1. Sehr geehrter Herr Sàlat, tut mir leid, das ist mir durchgerutscht (ich habe die Fehler inzwischen korrigiert). Auch ich ärgere mich, wenn ich in Texten auf Rechtschreibfehler stoße. Um dies im impulse-Magazin zu verhindern, setzen wir dort nach wie vor Korrektoren ein (was leider nicht mehr überall selbstverständlich ist). In diesem Blog, der von mir persönlich meist zu später Stunde gefüllt wird, ist das anders: Wenn hier Fehler passieren, liegt das einzig an mir. Im Übrigen freut es mich, dass Sie auch bereit wären, mehr für impulse auszugeben.
      Herzliche Grüße, Nikolaus Förster

  3. Sehr geehrter Herr Förster,

    dankeschön für Ihre prompte Antwort. In den vierzig Jahren meiner Tätigkeit als Unternehmensberater im Rechnungswesen habe ich derart oft Nutzen aus ‚impulse‘ gezogen, dass ich (fast) jeden Preis dafür als fair erachte, nicht zuletzt auch um Ihr Management Buy-out zu unterstützen.
    Dass mir heute alle Zeitschriften und Zeitungen viel zu bildlastig sind, muss ich als Auswirkung der unglaublichen Bildungskatastrophe hinnehmen. Ich bezahle für Information, also für Text. Wenn in Berichte, auch im Web, Photos eingefügt sind, die irgendwelche Leute am Schreibtisch, in der Werkhalle oder im Restaurant zeigen, dann wird nur die Information transportiert, dass Frau/Herr N.N. einen schönen Schreibtisch, eine große Halle und ein paar grüne Bohnen haben. Raum für viele Buchstaben verschwendet, hat was von Mogelpackung beim Waschpulver.

    Unbeirrt fröhliche Grüße von:

    Armin Sàlat

  4. Mir gefällt Ihre Zeitung auch gut, die Währungsumstellung auf Cappuccino würde aber sicherlich arg aufs Herz gehen…
    Auch finde ich die Impulse in der jetzigen Form keineswegs zu bildlastig sondern sehr ausgewogen – im Gegensatz z.B. zur brand eins die mir inhaltlich auch sehr viel gibt aber schon durch ihre Aufmachung immer „vorgenommen“ werden muss, während die Impulse auch in der Mittagspause lesbar ist.

    Auch finde ich Ihren Blog toll gemacht und empfinde ihn als gut lesbar. Dass in einem BLOG die Rechstschreibung und auch die Grammatik nicht immer höchste Priorität hat macht gerade den Charme dieses direkten und lockeren Kommunikationsmittels aus.
    Sich über den falschen Singular von Cappuccino zu beschweren ist kleinlich.
    Man stelle sich vor, beim ersten Date sagt man zur angebetenen „Du hast einen Spaghetto am Kinn“ – da ist der Abend gelaufen…

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