Immerhin: Für einen Moment, im Flugzeug von Hamburg nach Zürich, weitet sich der Blick. Und es gelingt das, was sonst so schwer fällt: einmal – über den Wolken – Distanz zu gewinnen zu dem, was Tag für Tag auf einen einprasselt. Dass ich für eine Stunde keine Mails mehr empfange, hilft.
Vielleicht wäre das ja ohnehin sinnvoll: sich zu verabschieden von der ständigen Erreichbarkeit. Keine Frage: Emails sind ein Zeitfresser, zumindest bei mir ist das so – mit Hunderten Nachrichten, die ich jeden Tag erhalte. Nur ein Bruchteil ist wirklich wichtig. Auch hier kommt wieder die Frage zur Geltung, die ich mir häufiger stelle, seit ich vor ein paar Wochen meine ersten Coaching-Stunden hatte: „Ist dies wirklich etwas, was nur ich machen kann oder machen muss?“ Gestern war mein zweiter Coaching-Termin, und ziemlich schnell kamen wir auf dieses Thema zu sprechen, das tatsächlich jeden Tag mehrere Stunden meiner immer noch viel zu knappen Zeit in Anspruch nimmt.
Was möglich wäre: dass meine Assistentin meinen Mail-Account übernimmt und ich mir weitere Adressen einrichte für private oder vertrauliche Mails. Wäre das nicht sinnvoll? Aber will ich das wirklich?
Es war schon ein seltsames Gefühl, als ich vor ein paar Jahren zunächst meinen Telefonanschluss abgab; wer mich erreichen wollte, landete erst bei meiner Assistentin – und die blockte viele Anrufer ab; dann übernahm sie meine Terminplanung, meine Post, meine Kontakte. So sinnvoll das auch sein mochte, mit jedem Schritt verstärkte sich das Gefühl, ein Stück von mir selbst aufzugeben. Aber ist das wirklich so? Ist es nicht eher das Gegenteil? Nämlich der Versuch, alles unter Kontrolle zu halten, und dabei die Zeit zu verlieren, wirklich Wichtiges im Blick zu behalten?
Ich bin noch unentschieden. Aber vielleicht sollte ich mich ja wirklich stärker abschotten. Ich denke drüber nach. Über den Wolken.
Was auf jeden Fall hilft ist die Push-Funktion abzustellen und nur noch aktiv die Mails abzurufen. Dann Zeit zum sortieren nehmen und die lästigen Nachrichten zur Beantwortung an die Assistentin weiterleiten. Lässt sich auch gut testen und wieder zurückstellen.