Es ist ein fester Termin in meinem Kalender: die alljährliche Feier des „Familienunternehmers des Jahres“. Und immer wieder ist es erstaunlich, wie schnell die Zeit verrinnt, das Jahr vorbeizieht und man mit einem Mal all die bekannten Gesichter wiedersieht. Mehrere hundert Familienunternehmer hatten sich erneut auf Schloss Bensberg eingefunden, tagsüber strömten sie zum Intes-Erfolgsforum (http://www.intes-akademie.de/index.php/vernetzung/unternehmer-erfolgsforum/programm), unter anderem um mit Ex-Linde-Chef Wolfgang Reitzle (der jetzt selbst Unternehmer geworden ist) oder einem Mitglied der italienischen Barilla-Familie zu diskutieren. Abends wurde – das ist Tradition – der „Familienunternehmer des Jahres“ ausgezeichnet; vor elf Jahren hatte einer meiner Vorgänger und Peter May von Intes diesen Preis ins Leben gerufen. Dieses Mal hatte sich die Jury für Stefan Fuchs (siehe Foto unten) entschieden, den Chef des börsennotierten Schmierölkonzerns Fuchs Petrolub (http://www.fuchs-oil.de/; siehe auch http://www.impulse.de/unternehmen/stefan-fuchs-ist-familienunternehmer-des-jahres-2014)
Nach meiner Laudatio („Fundamentaldaten und Fundamentalwerte“, siehe http://www.impulse.de/unternehmen/laudatio-auf-stefan-fuchs-fundamentaldaten-und-fundamentalwerte) kam er leise, fast schüchtern auf die Bühne, nahm lächelnd die Glückwünsche entgegen, „auch im Namen meines Vaters“, sprach ein paar Dankesworte und blieb bescheiden: Den Spagat zwischen Kapitalmarkt und Familienunternehmen hat der Vorstandschef souverän gemeistert, den Umsatz in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt, den Gewinn mehr als verdreifacht. Und doch war von Triumphgefühlen bei ihm keine Spur.
Wahrscheinlich gibt es ja im Unternehmertum eine (wissenschaftlich noch nicht erforschte) simple Formel: Je erfolgreicher jemand ist, desto größer wird seine Demut.
Ich habe früher in den Semesterferien oft für Film- und Fernsehproduktionen gearbeitet. Dabei machte ich eine eindrückliche Erfahrung: Die wirklichen Stars, die wirklich grossen Könner unter den Schauspielern erkennt man am Set (und auch in der Kneipe) kaum; deutlich sichtbar als Schauspieler sind immer nur Kleindarsteller. Ausnahmen gibt es. Bei den Komparsen gottseidank viele, bei den Stars gottseidank wenige.
Es gibt diverse Gründe dafür, durchaus nachvollziehbare, für die man nicht auf irgendwelche charakterlichen Mängel oder Vorzüge der Betreffenden zurückgreifen muss. Ein Punkt verdient hervorgehoben zu werden, denn er erschien mir zentral in der ‚Bescheidenheit‘ der Stars: Respekt. Keiner von ihnen war bescheiden, was sein/ihr Können anging (sie sprachen eigentlich nie darüber, es war eine allen bekannte Selbstverständlichkeit), aber sie waren sich zugleich zu jedem Zeitpunkt darüber im Klaren, dass nur die präzise und kompetente Zusammenarbeit aller Beteiligten es ermöglichte, dass ihr eigenes Können erstrahlen konnte. Deshalb erwiesen sie allen Teammitgliedern, auch den unbedeutendsten, einen Respekt und eine Wertschätzung, wie man sie im Alltag, und gerade im Berufsalltag, nur noch selten erlebt.
Insgesamt zeigte sich eine eindeutige Korrelation: Je mehr Respekt im Team herrschte, desto besser war am Ende das Produkt, je geringer er war, desto schlechter. (Wobei ich das nur z.T. als Kausalität sehen würde. Wenn das Team für eine Produktion zusammengestellt wird, bei der etwas wirklich Gutes herauskommen kann – weil ein gutes Drehbuch vorliegt, gutes Geld bereitsteht, ein guter Regissuer verpflichtet wurde -, dann steht dahinter meistens ein guter Produzent, der sich eben gute Leute aussucht.)